Hier findet Ihr den ersten Teil der Geschichte:
https://blog.moorschmied.de/ein-blockhaus-in-der-wildnis/
Anfang 2012 gingen wir in die Feinplanung, sofern man überhaupt von echter Planung sprechen konnte. Intellektuell der Realität enthoben und durch viele Abenteuerbücher romantisiert träumten wir vom Goldsuchen, von Palisaden, einem Fort, mitten in der Wildnis. Da brachte der Handwerker die Mannschaft bei Gelegenheit wieder auf den Boden zurück, sofern er nicht mit fortgerissen wurde von allzu stürmischen Träumen, was nicht selten geschah.
Wir teilten also ein: der Flachskopf kümmerte sich um die Einreise und die Genehmigung zum Blockhausbau. Er brachte dazu in Erfahrung, dass in Kanada das alte Recht der Goldsucher noch gilt, demnach man ein Goldgräber Claim abstecken kann und damit das Recht zum Abbau von Bodenrohstoffen erhält. Daneben darf man sich einen Zuweg schaffen und aus den gefällten Bäumen eine Unterkunft errichten. Letzteres war unser Schlüssel zur Legalität in der kanadischen Wildnis. Voraussetzung war zunächst, selbst für einen Ausländer, allein eine Arbeitserlaubnis, welche durch „Work-and-Travel Angebote“ der kanadischen Administration für unseren Flachskopf, der, wie sich später auf dem doch steinigen Weg zur Legalität zeigte, unser Beamtenliebling werden sollte, erwirkt wurde.
Neben Heizungs- und PV-Anlagen hatte unser Handwerker auch eine unglaubliche Leidenschaft für das Fischen. Da lag es auf der Hand, dass er sich um den Fischfang kümmerte. Er perfektionierte seine Ausrüstung und machte sich daneben noch Gedanken über einen Räucherofen und den Herd, der selbstverständlich in unserer Hütte eingerichtet werden sollte.
Für die restlichen Grundnahrungsmittel sollte ich
verantwortlich sein. Neben dem gewöhnlichen hatte ich auch das grüne Abitur
gemacht und so beschaffte ich mir, als stolzer Jungjäger mit einem natürlich
reichhaltigen Erfahrungsschatz in der Auslandsjagd, eine Büchse und eine
hervorragende Bockdoppelflinte. Darüber hinaus war ich für die „Optik“
zuständig. Diese Aufgabe brachte uns vor allem bei der weiblichen Bekanntschaft
einiges an Spott ein, sollte sich jedoch als sinnvoll erweisen, so wir doch,
wenn auch bei wildem Bartwuchs, stets jegliches Wild hervorragend ansprechen
konnten.
Außerdem hatte ich ja das Zapfen und Versteifen von Dachstühlen beim Zimmermann
gelernt, was mir neben einem „Überlebens ‚Sachbuch‘ Kanada“ natürlich alle
Kernkompetenzen des professionellen Blockhausbaus an die Hand gab.
Bestens gerüstet machten wir uns also unter den Abschiedstränen unserer Verwandten und vielen guten Wünschen bezüglich des Appetits der kanadischen Bären auf den Weg über den großen Teich.
Unser Plan innerhalb von 24 h in Vancouver ein Auto zu beschaffen und die Stadt verlassen zu haben ging auf und so fuhren wir bald guter Dinge mit unserem klapprigen SUV durch die herrlichen Rocky Mountains Richtung Norden.
Die erste Enttäuschung traf uns in Prince George. Werkzeug, wie in den alten Filmen oder in unseren Büchern? Nein. Tatsächlich unterschied sich ein kanadischer kaum von einem deutschen Baumarkt. Also mussten wir mit Standartware vorlieb nehmen. Baumarktäxte, Baumarktsägen…
Ganz betrübt machten wir doch noch eine wunderbare Entdeckung und alle ersterbenden Träume erwachten augenblicklich zu neuem Leben: Ein kleines Geschäft gefüllt mit uralten Zweimannsägen, guten Äxten und Schäleisen. Leider wurde das meiste nur noch als Requisite genutzt und selbst nach langem Zureden wollte sich der Eigner nicht von dem guten Werkzeug trennen. Einige gute Schwedenbeile fanden wir jedoch, welche zusammen mit den erwähnten Schäleisen zu unseren treuesten und verlässlichsten Begleitern werden sollten.
Weiter ging es nach Norden. An Steppenlandschaften mit tiefen Canyons und kakteenbewachsenen Hängen vorbei bis nur noch endlose Kiefernwälder unseren Weg säumten.
Dann hatten wir es endlich erreicht Fort Nelson, das verträumte Nest im höchsten Norden von BC. Lange hielt es uns nicht dort. Als sich bald herausstellte, dass sich unsere Amtsangelegenheiten zur Erwirkung eines Goldgräberclaims eine Weile hinziehen würden fuhren wir nach Westen. 150 km entfernt wollten wir einen Platz für unseren Hausbau ausfindig machen. Wir träumten von einem kristallklaren einsamen See, in den natürlich ein rauschender Fluss einmündet, zumindest aber ein Bach. Saubere Ufer, mächtige Fichten, ein reger Wildwechsel, Fisch im Übermaß – das Paradies.
Und tatsächlich sollte es so ähnlich kommen. –
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