MoorschmiedFahrten

Ein Blockhaus in der Wildnis #1

Alles begann beim Feuerholzrücken im heimatlichen Wald.

Es ist ein satter Spätsommertag. Die ersten gelben Birkenblätter säumen schon den Weg und prall und überreif hängen die letzten Zwetschgen in der Abendsonne des zwitschernden Septembertages.
Am Wiesenrain, dort wo der Büchsenschuss ihn nicht erreicht, steht träge plätzend in dem vollen Grün ein schwarzer Bock. Die dunkle Decke hebt sich kaum vom schwarzen Torf, der hier und da den Wiesenteppich heidekrautgekrönt durchbricht.
Die Bienen summen um das rote Kraut – im alten Handel zwischen Blüte und Insekt. Die letzten Mücken schwirren müde über dem stumpfen Spiegelbraun der Gräben.

Vom alten Damm her aber tönt ein Lachen und mischt sich in das Schimpfen der krächzend aufgeschreckten Krähe ein.
Zwei junge Männer stehen, die Axt geschultert, vor einem Birkenstamm, der quer über den Schotter der kleinen Straße liegt. Der eine schlank und schlaksig, der andere kräftig und mit einem Flachskopf, der die Sonne fängt.

„Wo bleibt denn Vaddern?“ fragt der Schlanke und schaut den Birkenweg hinauf, wo hinter Kurven tief im Moor die Messerschmiede liegt. „Er wollte doch die Kettensäge holen“ –

„Ach, weißt du was?“ erwidert, Schalk und Tatendrang im Auge, der Flachskopf „vergiss die Säge, wir hauen das Ding nur mit der Axt entzwei!“. Der Schlanke wiegt die Axt auf seinem Nacken und reicht sie dann dem Freunde, „du beginnst“.
Und schon erschallt die Axt durch Moor und Wald und Wiese; der Bock, im Äsen aufgeschreckt, verhofft nur kurz. –
Von Hand zu Hand geht rasch das Werkzeug, und bald liegt schon die Birke zweigeteilt am Weg.
„Das müssten wir machen“! ruft der Blonde und wischt den Schweiß aus seiner hohen Stirn. – „Was?“ – „Ein Blockhaus!“ – „Ein Blockhaus?“ – „Ja, nur mit solchem Werkzeug. Axt und Handsäge und Beil.“ – „Und draußen in der tiefsten Wildnis. Ohne Hilfe!“ – „Ja.“ – „Und fern der Zivilisation. In Kanada!“ –

Die Axt liegt wieder auf dem Nacken, und im Heimgang träumen und planen sie von ihrem neuen Ziel.

So fing alles an. –

Bald fanden wir einen Dritten im Bunde. Ein guter Freund, der augenblicklich Feuer fing von unserem Gedanken. Im Frühjahr 2011 waren wir alle frei. Der Flachskopf ein Gymnasiast und ich als Waldorfschüler hatten unser Abitur in der Tasche und unser dritter Mann die Gesellenprüfung als Heizungsbauer.

Ein Jahr lang trugen wir nun zusammen, um unser Projekt realisieren zu können: Der Heizungsbauer arbeitete als Geselle in seinem Ausbildungsbetrieb, der Flachskopf reiste gelegenheitsarbeitend durch Deutschland und ich arbeitete erst in einer Zimmerei und später bei einer Baudenkmalpflege-Firma.

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